Max Brooks: World War ZMan erfand Namen wie »Die Krise«, »Die dunklen Jahre«, »Die wandelnde Pest«, aber auch »schicke« Bezeichnungen wie »Z-Weltkrieg« oder »Erster Z-Weltkrieg« dafür. Mir persönlich missfällt letzterer Ausdruck, da er zwangsläufig von einem »Zweiten Z-Weltkrieg« ausgeht. Für mich wird er stets der »Zombie-Krieg« bleiben, und auch wenn viele Leute Einwände gegen die wissenschaftliche Genauigkeit des Wortes »Zombie« vorbringen werden, dürfte es ihnen schwerfallen, einen Ausdruck für die Kreaturen zu finden, die fast unsere Ausrottung bewerkstelligt hätten, der weltweit mehr akzeptiert würde. »Zombie« ist und bleibt ein verheerendes Wort, das wie kein anderes die Macht besitzt, so viele Erinnerungen und Emotionen heraufzubeschwören; ebendiese Erinnerungen und Emotionen sind Gegenstand dieses Buches.

Das Buch ist eine Sammlung von Augenzeugenberichten aus allen Teilen der Welt, die das gesamte Geschehen vom Entstehen der Pandemie bis zu ihrer Bekämpfung schildern. Die Interviews aus den verschiedenen Ländern stellen nicht nur die Bedrohung durch die Zombies dar, sondern auch die Zustände in diesen Ländern, die in vielen Fällen die Ausbreitung der Zombies noch begünstigten. Um sie zu vertuschen oder weil die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zur Eindämmung fehlen oder weil einfach die falschen Entscheidungen getroffen werden.

Brooks beschreibt in faszinierenden Kapiteln, wie beispielsweise Nordkorea und Israel der Pandemie begegnen, welchen Einfluss die jeweiligen Kulturen und politischen Systeme haben. Faszinierend erzählt aus der Sicht eines Insassen der Raumstation ISS, eines erblindeten Hiroshima-Überlebenden und eines Geschäftsmannes, der überlegt, wie er die Zombie-Bedrohung vermarkten könnte. Jede Geschichte berichtet ein einzigartiges Szenario. In diesem Buch sind so viele Ideen versammelt, dass danach keine weiteren Zombieromane mehr nötig wären, weil jedes Thema hier behandelt wurde.

Brooks beschäftigt sich mit interessanten Aspekten, die nichts mit den üblichen Horrorklischees zu tun haben. Zum Beispiel, wie die ganze Zivilisation zurückgeworfen wird und heute hochbezahlte Tätigkeiten keine Rolle mehr spielen, sondern handwerkliche Fertigkeiten wieder mehr Bedeutung bekommen. Oder dass Kriegsführung sehr viel mit Psychologie zu tun hat, aber Zombies weder Angst noch Moral haben und sich auf keine Weise beeinflussen lassen. Es gibt zahlreiche Schockmomente, aber die meisten von ihnen werden nicht von den Zombies, sondern durch menschliche Abgründe verursacht. Besonders schonungslos wird das moralische Dilemma geschildert, wenn man seinen Mitmenschen nicht helfen kann und sie sterben lassen bzw. sie sogar aktiv töten muss, um die weitere Ausbreitung zu verhindern und damit die gesamte Menschheit zu retten.

Max Brooks ist der Sohn von Mel Brooks und Anne Bancroft, vielleicht hatte der Verlag deshalb den Eindruck, er müsse das Buch unter dem Titel »Wer länger lebt, ist später tot« als Komödie vermarkten. Die Verfilmung mit Brad Pitt hat einige der spannendsten Ideen aufgegriffen und durch eine gemeinsame Hauptfigur verbunden. Ein häufiger Kritikpunkt an dem Film war, dass er nicht blutig genug für einen Zombiefilm sei, aber angesichts der rasenden Horden wird einem schon gehörig mulmig. Man kann über den Film sagen, was man will, auf jeden Fall hat er dem Buch jetzt seinen Originaltitel und ein angemessenes Cover verschafft.

Max Brooks: World War Z | Deutsch von Joachim Körber
Goldmann 2013 | 448 Seiten | Jetzt bestellen